Hirn Herz Hand e.V.

Flucht in die Geborgenheit – Das Wohnprojekt Auerhaus

Im Wohnprojekt Auerhaus, heute am Mariahilfplatz, werden seit Anfang der 90er Jahre unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Krisengebieten aufgenommen und betreut. Das hier entwickelte und praktizierte „Münchner Konzept“ wird mittlerweile von ähnlichen Einrichtungen in ganz Deutschland kopiert.

Die Jugendlichen kommen in der Regel im Alter von ca. 16 Jahren ins Auerhaus, häufig aus Afghanistan  und verschiedenen afrikanischen Krisengebieten wie Somalia, Sierra Leone und Syrien. Bis zu ihrem 21. Lebensjahr werden sie engmaschig sozialpädagogisch und auch psychologisch betreut. Viele der Jugendlichen leiden aufgrund der Zustände in ihren Heimatländern und der gefährlichen Flucht unter dem Posttraumatischen Belastungssyndrom – einer Störung, die sonst von Soldaten nach Kampfeinsätzen bekannt ist.

Ein wichtiges Standbein des Konzeptes ist zudem die Schul- und weiterführende Ausbildung, die aufgrund der Lage in den Herkunftsländern meist nur rudimentär vorhanden ist. Die Jugendlichen werden intensiv dabei unterstützt, innerhalb von zwei bis drei Jahren einen qualifizierenden Schulabschluss oder die Mittlere Reife zu erlangen und danach einen Ausbildungsplatz zu finden. Ziel ist es, dass die Jugendlichen, wenn Sie das Auerhaus verlassen, sozial und wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen können.

Der Erfolg gibt dem Engagement recht: Mittlerweile werden die Abgänger des Auerhauses von den umliegenden Betrieben als sehr fleißige und fähige Lehrlinge gerne angenommen, wenn es ihnen gelingt, eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen.

Das Engagement von Hirn Herz Hand e.V.

Der Startschuss für die Zusammenarbeit war in 2015 ein gemeinsames Sportevent von Jugendlichen des Auerhauses und Hirn Herz Hand e.V.. Neben psychologischer Betreuung benötigen die Jugendlichen etwas, wobei sie abschalten und den Kopf frei bekommen können. Sport und insbesondere Fußball ist in dieser Hinsicht international, weshalb das Auerhaus jährlich an einem Fußball-Turnier teilnimmt. Um hier als Einheit auftreten zu können, hat der Verein die Kosten für Fußballschuhe und einen neuen Trikotsatz übernommen, den die Jugendlichen selbst gestaltet haben. Dieser wurde im Rahmen eines Freundschaftsspiels gegen eine Mannschaft aus Mitgliedern und Freunden des Vereins übergeben und standesgemäß eingeweiht.

Aus dieser Aktion ist eine langfristige Zusammenarbeit entstanden, in der Hirn Herz Hand e.V. seit 2016 die Nachhilfekosten für die individuelle schulische Betreuung von neun Jugendlichen trägt. Die engagierten Lehrer gehen intensiv auf die Bereiche ein, in denen der Einzelne Förderung benötigt – ob in der Ausbildung oder bei der Sprache – und berücksichtigen dabei die besonderen psychischen Belastungen der Jugendlichen. Im Juli 2016 haben bereits zwei der geförderten Schüler ihren qualifizierenden Abschluss bzw. ihre Mittlere Reife mit guten Noten erreicht und auf dieser Basis direkt im Anschluss einen Ausbildungsplatz gefunden.

Link zum Thema:

Stadt München – Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen:
http://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Sozialreferat/Wohnungsamt/unbegleitete_minder_fluechtlinge.html